Cineneh

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Sebastian Horn wurde Ende der 90er auf einem Schlag als Sänger der Bananafishbones bekannt. Gerd Baumann kennt man als Filmmusikkomponist. Für die Musik zu Wer früher stirbt ist länger tot bekam er damals den deutschen Filmpreis. Dessen Regisseur ist Marcus H. Rosenmüller. Hier wird er Rosi genannt. Horn und Baumann gründeten 2012 Dreiviertelblut, ein Duo. Inzwischen ist man ein Septett, aber es sind die beiden, die sich zum Beispiel in einer verlassenen Holzhütte im Winterwald treffen.

Während Rosi und Horn schon über die Zeit und das Vergehen philosophieren, landet Baumann mit dem Raumschiff und stapft im Weltraumanzug herein. Das ist natürlich inszeniert, spiegelt aber trefflich eine Philosophie und einen Schalk, den die Musik von Dreiviertelblut ausmacht. Die Kamera führt dabei Johannes Kaltenhauser, ein Kommilitone von Rosenmüller und sein Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen ist auch so ein Geheimtip unter den Musikdokumentationen. Dreiviertelblut singen in der bayrischen Mundart, Untertitel braucht es aber nicht, wirklich nicht.

Zwei Konzerte sind das Herzstück des Filmes, eines im Zirkus Krone, das andere im Prinzregententheater in München. Das Komponieren, die Themenfindung, die Proben, von allem gibt es etwas und noch viel mehr, aber nichts davon ist auch nur eine Nuance zu viel. Die Musik transportiert ein Lebensgefühl und die in Schwarz-Weiß gehaltenen Bilder vermitteln genau das, irgendwo in den Wäldern, irgendwo auf der Autobahn, irgendwo auf einer Bühne. Das alles verdichtet sich zu einem Moment. So ist das Leben.

Eneh

Dokumentarfilm Originaltitel: Dreiviertelblut – Weltraumtouristen Regie: Marcus H. Rosenmüller, Johannes Kaltenhauser Drehbuch: Marcus H. Rosenmüller, Johannes Kaltenhauser Kamera: Johannes Kaltenhauser Schnitt: Peter König Musik: Dreiviertelblut Deutschland 2020 86 Minuten Verleih: 24 Bilder Kinostart: 6. August 2020 TMDB

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